Bei Transfair handelt es sich um ein Produktsiegel. Das heißt, es kann verwendet werden, um Produkte auszuzeichnen, bei denen mindestens 20 Prozent der Zutaten Transfair-zertifiziert sind. Beim Kosmetiksiegel „contains Fairtrade ingredient“ gibt es keinen Mindestanteil. Bei „Fairtrade Cotton“ wiederum müssen 100 Prozent Fairtrade-Baumwolle verwendet werden.
Die Ursprünge liegen im Kaffeebereich; hier ist die Kennzeichnung einfach, weil das Produkt in der Regel aus nur einer Zutat besteht. Bei einem Schokokeks wird es dagegen schwieriger: Angenommen der Kakaoanteil beträgt insgesamt nur 15 Prozent, und der Hersteller verwendet Mehl und Zucker aus europäischer Produktion, so hatte er bislang keine Möglichkeit das Fairtrade-Siegel zu verwenden. Seit Anfang 2014 gibt es mit den sogenannten Fairtrade Programmen Cocoa (Kakao), Sugar (Zucker) und Cotton (Baumwolle) eine Neuerung: Hersteller verpflichten sich hier zur Festabnahme bestimmter Mengen Fairtrade-Rohstoffe, können diese aber beliebig in ihrer Produktion einsetzen, die 20-Prozent-Hürde entfällt. Statt des Transfair-Siegels gibt es für die Programme andere Kennzeichnungen.
Die Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT (zertifiziert nach ISO65 Richtlinie) besucht Händler wie Produzenten. Letztere sind in Produzenten-Kooperativen – oft Genossenschaften – zusammengeschlossen, diese erhalten die Fairtrade-Prämien zum Aufbau von Infrastruktur wie Brunnen oder Schulen. Fairtrade-Produkte stammen somit aus Strukturen, die den Bauern feste Abnahmen und Löhne garantieren und eine nachhaltige Kombination von Ökonomie, Sozialem und Ökologie fördern und überwachen. Es wird beispielsweise auch geprüft, dass keine gentechnisch veränderten Organismen eingesetzt werden. Ein hoher, aber wichtiger Aufwand betrifft die Lieferkette: Bei Fairtrade-Produkten wird die Herkunft dokumentiert, so kann jeder Rohstoff bis zum Erzeuger zurückverfolgt werden, Ausbeutung wird erschwert.
Bei der Fair Wear Foundation (FWF) soziale Belange in der Textilproduktion im Mittelpunkt, ökologische Kriterien und die Herstellungsbedingungen der Rohstoffe kommen erst an zweiter Stelle. Die unabhängige Fair Wear Foundationarbeitet mit Herstellern und Unternehmen zusammen. Ihr Ziel ist, die gemeinsam formulierten Sozialstandards zu erreichen.
Die Vorgaben Fair Wear Foundation orientieren sich an den Richtlinien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Zusammengefasst gilt: keine Zwangsarbeit, keine Diskriminierung am Arbeitsplatz, keine Kinderarbeit, Vereinigungsfreiheit und das Recht auf kollektive Verhandlungen, keine überlangen Arbeitszeiten, sicheres und gesundes Arbeitsumfeld, ein rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis, existenzsichernde Löhne.
Zur Arbeit der Fair Wear Foundation gehört auch, diese Normen durch Methoden und Werkzeuge weiterzuentwickeln bzw. zu helfen, diese umzusetzen. So wurde der vielzitierte – und so gut wie nie erreichte – Standard der existenzsichernden Löhne im vergangenen November durch eine Überarbeitung der „wage ladder“, der Lohnleiter thematisiert: Dieses Online-Tool ermöglicht es Unternehmen, die Verhältnisse in der Herstellerregion zu überprüfen, indem die regionalen Mindestlöhne den Lebenshaltungskosten gegenübergestellt werden.
Die Fair Wear Foundation führt zudem Schulungen durch und bildet Audit-Teams der Mitgliedsunternehmen aus, die das Monitoring der Hersteller überwachen. Durch FWF bekommen die Arbeiterinnen und Arbeiter zudem Zugang zu unabhängigen Beschwerdestellen, ein wichtiger Baustein um Informationen durch Akteure vor Ort zu erhalten.
Die FWF-Mitglieder müssen 40 Prozent ihrer Zulieferer im ersten Jahr nach dem Beitritt, 60 Prozent im zweiten, sowie 90 Prozent ab dem dritten mit Blick auf Einhaltung der Arbeitsstandards kontrolliert und die Ergebnisse für die Fair Wear Foundation dokumentiert haben.
Die Berichte können auf der Homepage abgerufen werden, so erfährt der Konsument auch, welchen Status die Fair Wear Foundation dem Unternehmen aufgrund der erreichten Punkte einräumt (3 Kategorien „Leader“, „Good“ sowie „Needs Improvement“). Leider sind die Reporte wie auch die gesamte Website nur auf englisch verfügbar.
Bei externen und unabhängigen Kontrollen überprüft die Fair Wear Foundation alle drei Jahre die Umsetzung der Arbeitsbedingungen. Dabei wird auch geprüft, ob das Managementsystem des Mitgliedsunternehmens funktioniert und den FWF-Verhaltenskodex einhalten hilft.
Weißes Hemd auf grünem Grund – für Naturtextilien ist das GOTS-Siegel, das am häufigsten vergebene Zertifikat. Der Standard steht für strenge ökologische Kriterien entlang der gesamten Produktionskette (mit Ausnahme des Einzelhandels).
Das Siegel wurde seit 2002 von Bio-Baumwollproduzenten, Textilindustrie, Nichtregierungsorganisationen und Zertifizierern entwickelt, mit GOTS 4.0 wurde am 1. März 2014 die aktuelle Version vorgestellt. Die Anforderungen wurden erhöht, dennoch wurde darauf geachtet, dass sie auch für Hersteller und Einzelhändler im Massenmarkt umsetzbar bleiben, um eine möglichst große Hebelwirkung erzielen zu können.
Grundsätzlich müssen alle Produkte, die das GOTS-Siegel tragen, zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, es trägt dann die Bezeichnung „hergestellt aus x% kbA/kbT Fasern“. Für die strengere GOTS-Kennzeichnung „Bio“ und „kbA/kbT“ ist ein Anteil von 95 Prozent erforderlich.
In den Textilien enthaltene chemische Stoffe müssen bestimmte Kriterien zur Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit erfüllen, giftige Schwermetalle, Formaldehyd, funktionelle Nanopartikel oder gentechnisch veränderte Organismen sind verboten, ebenso wie Accessoires aus PVC, Nickel oder Chrom.
Das GOTS-Zertifikat bezieht sich auf alle Herstellungs-, Transport- und Nutzungsphasen von Textilien, Veredelungsbetriebe müssen beispielsweise eine Kläranlage vorweisen, oder die Faserproduzenten nach Richtlinien für die ökologische Landwirtschaft wirtschaften, um eine Zertifizierung zu erreichen.
Auch die sozialen Bedingungen im Bereich der Lieferkette sind Teil des Siegels, hier müssen die Mindestkriterien der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) eingehalten werden. Darüber hinaus gelten bestimmte Grenzwerte bei Rückständen zum Schutz der Arbeiterinnen und Arbeiter.
Der Einsatz von Wasser und Energie muss entlang der Lieferkette dokumentiert werden, um die Umweltfolgen in diesem für die Textilproduktion besonders relevanten Bereich verbessern zu können.
Alle Betriebe der Lieferkette müssen zertifiziert sein und sich einmal jährlich einer Vor-Ort-Inspektion unterziehen, damit Endprodukte das GOTS-Siegel tragen dürfen.
Nach Angaben von GOTS handelt es sich dabei sowohl um angekündigte als auch – speziell in Verdachtsfällen – um unangekündigte Kontrollen. Die Betriebsbesichtigungen werden von Akkreditierungsstellen durchgeführt, die die ISO/IEC-Richtlinie 65 für Produktzertifizierungssysteme erfüllen. Die Liste der zugelassenen Zertifizierer ist auf der GOTS-Website abrufbar.